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Die grüne Chinesische Solarmauer in der Kubuqi-Wüste entwickelt sich zum größten Klimaschutzprojekt der Welt

Im Mai 2023 besuchte ich eines der größten Solar- und Begrünungsprojekte der Welt in der zur Gobi gehörenden Kubuqi-Wüste in China und berichtete ausführlich darüber.

Seit meinem damaligen Bericht hat sich dort vieles weiterentwickelt – und zwar unglaublich viel Positives für den globalen Klimaschutz. Klimaschutz kann nur mit einer verbundenen Doppelstrategie gelingen:
a) der Umstellung aller emittierenden Sektoren auf Nullemissionen, also dem Ende der fossilen Wirtschaft, und
b) dem parallelen Aufbau starker Kohlenstoffsenken, die CO₂ dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen.

Beides wird in der Kubuqi-Wüste mit beeindruckender Geschwindigkeit vorangetrieben.

Die Chinesische Solarmauer soll Peking bis 2030 überwiegend mit Solarstrom versorgen

In Anlehnung an die Große Chinesische Mauer spricht man inzwischen von der „Grünen Chinesischen Solarmauer“.
Dort entsteht eines der weltweit größten Solarstromgebiete, das dazu beitragen soll, die schädliche Nutzung fossiler Energien im Großraum Peking – mit seinen 22 Millionen Einwohnern und großen Industriekomplexen – bis 2030 weitgehend zu beenden.

Als ich im Mai 2023 die Anlage besuchte und unzählige Solarmodule bis zum weit entfernten Horizont sah, war sie mit 2,2 Gigawatt (GW) Leistung bereits eine der größten der Welt. Bis Dezember 2024 war die Leistung auf 5,4 GW angewachsen – mehr als das Doppelte.
Das angestrebte Ausbauziel liegt jedoch bei 100 GW bis 2030. Dann wird sich die Grüne Chinesische Solarmauer mit einer Breite von 5 km über eine Länge von 400 km in der Kubuqi-Wüste erstrecken.
Erzeugt werden sollen dann 180 Milliarden kWh Solarstrom – mehr als der aktuelle Strombedarf Pekings.

Die Grüne Chinesische Mauer begrünt die Wüste

Unter und in der Nähe der Solaranlagen wird die Begrünung der Wüste weiter vorangetrieben. Dadurch entstehen starke Kohlenstoffsenken, die Biodiversität kehrt zurück, und neuer Lebensraum für Menschen wird geschaffen.
China hat seit Jahrzehnten viele Aufforstungs- und Begrünungsprogramme auf ehemaligem Ackerland, in Flussauen und vor allem auch in den Städten initiiert. Die Wüstenbegrünungen sind dabei die größte Herausforderung, aber besonders erfolgreich. In der Wüste unterstützt die Kombination mit den riesigen PV-Anlagen die Pflanzentwicklung, da diese den Wüstenboden beschatten und so bessere Feuchtigkeitsbedingungen schaffen.

Seit 1990 hat sich die gesamte Waldfläche in China durch die zahlreichen Aufforstungsprogramme etwa verdoppelt, während sie in fast allen anderen Ländern der Erde zurückging.
In der Kubuqi-Wüste hat sich die Waldfläche seit 1999 von 0,8 % auf inzwischen 35 % der Fläche vergrößert. Mittlerweile finden rund 100.000 Menschen in der Kubuqi wieder einen Lebensraum, ebenso wie eine sich schnell ausbreitende Tier- und Pflanzenwelt.
Doch das ist nicht der einzige Erfolg: Seit die Begrünung in der Gobi wieder intensiviert wurde, sind in Peking und anderen Städten die oft verheerenden Sandstürme deutlich weniger heftig und weniger häufig geworden.

Diese grüne Mauer aus Solaranlagen und Wüstenbegrünung in der Kubuqi-Wüste ist wohl das größte und ambitionierteste ökologische Projekt der Menschheit unserer Zeit.
Sven Tetzlaf, ein Solarpionier aus Deutschland, lebt seit zwei Jahrzehnten in China. Er hat 2023 gemeinsam mit mir die Kubuqi bereist.
Sehen Sie hier sein beeindruckendes, gerade veröffentlichtes Video dazu, das viele erstaunliche Erkenntnisse liefert. In Europa wird dieses für uns wichtige Projekt kaum wahrgenommen, obwohl es sich positiv auf den globalen Klimaschutz auswirkt – und somit auch für uns Europäer klimaschützend ist.

Die beeindruckenden Zahlen zur Entwicklung der Solartechnik, die Sven Tetzlaf in diesem Video aus dem hervorragenden Verlinden-Report zitiert, basieren auf den ursprünglichen Arbeiten der Lappeenranta-Universität in Finnland (LUT) in Zusammenarbeit mit der Energy Watch Group unter der Leitung von Dr. Christian Breyer.

Grüne Mauer in Afrika leider nicht erfolgreich

Wie bedeutsam der große Erfolg der Grünen Chinesischen Solarmauer ist, zeigt im Gegensatz dazu das ähnlich ambitionierte, aber wenig erfolgreiche Projekt der Großen Grünen Mauer in der Sahelzone in Afrika. Obwohl es gerade auch mit viel Geld aus den wohlhabenden westlichen Ländern unterstützt wird, ist dieses 2007 von der Afrikanischen Union ausgerufene Prestigeprojekt bisher leider nicht wirklich erfolgreich.

Bis 2030 sollten auf 100 Millionen Hektar – einer Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – Land wiederhergestellt werden, das durch Abholzung, Überweidung oder Wüstenbildung geschädigt wurde. Dadurch sollten klimaschädliches Kohlendioxid gebunden und Millionen grüner Arbeitsplätze geschaffen werden.

Von den 100 Millionen Hektar innerhalb der geplanten Baumzone wurden laut einem UN-Zwischenbericht bis 2020 gerade einmal 4 Millionen Hektar aufgewertet. Davon wurden nur knapp 670.000 Hektar aufgeforstet – also weniger als ein Prozent des Ziels.

Möglicherweise liegt der Unterschied im Erfolg darin, dass in der Kubuqi-Wüste die Wüstenbegrünung mit einer ökonomischen Entwicklung – nämlich der solaren Energiegewinnung – verknüpft wurde, wodurch sich ein finanziell selbsttragfähiges Projekt entwickelte.
In Afrika hingegen wurde wohl zu sehr auf die Geberseite der westlichen Welt gesetzt, wo durch schlechte Organisation und allgegenwärtige Korruption viel Geld buchstäblich in den Sand gesetzt wird. Zudem fehlen große, ökonomisch tragfähige Begleitaktivitäten, wie etwa die Solarstromerzeugung.

Die Welt sollte aus dem großen Erfolg der Grünen Chinesischen Solarmauer in China lernen, wie man es besser machen kann, um auch in vielen anderen Ländern ähnliche Projekte zu realisieren. Dies würde dem globalen Klimaschutz, der Bekämpfung von Fluchtursachen, dem Aufbau von mehr Biodiversität und der Ablösung der fossilen Energieerzeugung einen erheblichen Schub geben.

Quelle: www.hans-josef-fell.de 

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